Geschichtliches
Während im flachen Land der Transport auch der Erze mittels Wagen, im Winter auch Schlitten üblich war, konnte diese Art des Lieferns von Erzen in den steilen, immer wieder felsdurchsetzten Talflanken um Schwaz nicht erfolgen. Es blieb also im steilsten Gebiet nur der Transport auf dem Rücken des Menschen und, wo es etwas flacher war, mittels geländegängiger Tragtiere.
Erst im Bereich der Mittelgebirgsterrassen (z.B. Schwazer Berg) bis zum Talboden war dann im Sommer der Einsatz meist einachsiger Karren plus Zugtier(e) möglich. Da dieser Transport auch bei Schneebedeckung notwendig war, kam es in der winterlichen Zeit zum Abtransport mittels Sackzug. Ab wann es im Bergbau Schwaz zum Anwenden dieser Transportart gekommen ist, ist nicht bekannt.
Technik des Sackzugs
Dazu wurden schweinslederne Säcke – man züchtete dafür angeblich eine Rasse mit besonders langen Borsten – hergestellt und an der Innenseite ausgefüttert. Ihre Größe lag laut noch erhaltener Originale bei 1100 mm Länge und 400 mm Breite, was einem Durchmesser von 250 mm entspricht, sodass sie ein Volumen von etwa 54 Litern boten. Die Befüllung war mit 2 Star = 100 kg Erz festgelegt.
Normalerweise wurden 6 oder 3, angeblich auch bis 20 solcher Säcke hintereinandergelegt und zu einer „Kette“ verbunden, die Säcke rutschten dabei mit dem Leder direkt auf dem Schnee/Eis oder es wurden hölzerne Schüsseln als Unterlage verwendet. Die Sackzugbahnen (auch als Sackzugriesen bezeichnet) glichen einer Bobbahn, wobei die Gefälle im Schnitt nicht unter 15% und selten über 40% lagen. Diese Bahnen wurden im Sommer teilweise als Saumwege genutzt.
Der am vordersten Sack gesessene Sackzieher hatte mit einer eisenbeschlagenen Stange eine zu rasche Fahrt zu bremsen, gegebenenfalls musste auch gezogen werden. In jedem Fall eine sehr gefährliche Arbeit. Je nach der zu fahrender Höhendifferenz der Riese musste ein Sackzieher entsprechend oft am Tag fahren. Der Rückanstieg erfolgte nicht in der Bahn, wobei angeblich starken Hunden die leeren Säcke aufgebunden wurden, um sie zum Startpunkt hinaufzutragen.
Der längste Sackzugweg führte vom Samjoch fast 1200 Höhenmeter bis zur Anschütt am Inn hinunter (Eisenbergbau Schwader).
Wie ein Bild von 1851 zeigt, wurden die Eisenerze des Schwazer Eisenstein – das Bild zeigt keine Schneebedeckung – mittels einachsigen Karren („Furggeln“, beladen mit 2 Säcken) oder Schlitten mit gleicher Beladungsmenge zur Anschütt beim Trueferhof transportiert.
Die Riesen des Sackzuges sind, im Unterschied zu den Holzziehriesen, bei einem steileren Gelände nicht in der Falllinie sondern in Kehren angelegt worden.
Seilbahnen und Bremsberge kamen nur beim Eisenbergbau Schwader ab 1880 in Verwendung, nicht aber beim Fahlerzbergbau.
Die Anschütt
Wo die Erztransportwege – ob Sackzug oder Wagentransport – den Inn erreichten war einst eine Anschütt: Das antransportierte Erz wurde auf „Erzkähne“ verladen und dann innabwärts zu den jeweiligen Hüttenwerken „verschifft“, wobei am Anlegeplatz jeweils ein „Rechen“ errichtet wurde, der etwa von der Flussmitte schräg zum Anlegeplatz verlief. Bei sehr niedrigem Wasserstand des Inn kann man im Flussbett vor Jenbach noch Reste so eines sehen.
Bei der Anschütt wurde normalerweise ein überdachter Erzlagerplatz errichtet, um das Gut vor Durchnässung und Schneebedeckung zu schützen sowie „gebunkertes“ Erz zur Verfügung zu haben, falls es beim Anliefern oder Abholen des Guts zu Störungen oder Verzögerungen kommen sollte.
Die Hüttenwerke
Während in prähistorischer Zeit Schmelzwerke auch unabhängig von Wasserläufen errichtet wurden, waren jene nach 1400, denn ab dieser Zeit musste auch der Hüttenbetrieb laufen, an Bäche gebunden, da man die Wasserkraft unbedingt benötigte, waren es doch schon bald bedeutende Anlagen.
Für den Falkenstein baute man die ersten Hüttenwerke deshalb am Lahnbach, wurden dort aber schon bald – bis auf eines – abgesiedelt, da hier mehr und mehr Schmieden und andere Industrien die Wasserkraft nutzen wollten. Zudem war der stinkende und zudem giftige „Hüttenqualm“ im Siedlungsraum nicht gewünscht.
So wurde vorübergehend an den Giessen (Tufter Bach) übersiedelt. Aber auch am Ausgang des Vomper Loch und nach Stans – dort besteht noch das Silberbrennerhaus – ist man umgezogen.
Bald schon kristallisierte sich ab 1460 als zentrale Hütte jene von Jenbach, den Kasbach nutzend, heraus.
Die Fronerze konnten in der landesfürstlichen Hütte von Brixlegg verarbeitet werden, nachdem der Bezirk Kufstein habsburgisch wurde. 1670 wurde die sehr große Kupfer-Silber-Hütte Jenbach in eine Eisenhütte umgebaut. Die nicht mehr so reichlich angelieferten Schwazer Fahlerze wurden dann zur Gänze in Brixlegg verhüttet, fallweise auch weiter innabwärts (z.B. Kundl), manchmal sogar in der Hütte von Litzlfelden bei St. Johann in Tirol.
Die Verhüttung der Fahlerze
In prähistorischer Zeit
Diesbezüglich laufen besonders seitens der Universitäten von Innsbruck und Freiberg umfangreiche Überlegungen, die auch durch 1:1-Versuche unterstützt werden. Sicher ist, dass die alte Meinung, dass für das Ausbringen des Kupfers aus diesem Metalleintopf Fahlerz nicht viele Schritte (Schmelzprozesse usw.) notwendig waren, richtig sein dürfte, somit nur ein Abrösten und ein Schmelzprozess, wobei zwischenzeitlich, wenn die Methode des „Contrasmelting“ realistisch ist, auch kein Rösten notwendig ist. „Gewusst wie“ ist die Devise. Ja – aber wie?
Im Spätmittelalter
Wie bereits erwähnt, wurde erst im späten 14. Jahrhundert, angeblich in Nürnberg, entdeckt, dass die Affinität („Liebe“) zwischen dem Blei und dem Silber enger ist als zwischen dem Kupfer und dem Silber.
Hat man also das geröstete (entschwefelte) Fahlerz zusammen mit einem ebenso behandelten Bleiglanz (Bleisulfid) geschmolzen, so hat sich das schwere Blei mit dem schweren Silber verbunden und ist, da schwerer, gegenüber dem etwas leichteren Kupfer in der Schmelze nach unten gesunken.
Der montanistische Ausdruck für senkrecht nach unten heisst „saiger“, weshalb dieses Hüttenverfahren als Saigerprozess bezeichnet wurde. Es war ein reduzierender, also sauerstoffentziehender Vorgang. Der später in Schwaz verwendete, recht kompliziert verlaufende Abdarrprozess erlaubte eine noch bessere Silberausbeute.
Das Trennen von Blei und Silber erfolgte durch eine Oxidation (Luftzufuhr) der Schmelze im Treibherd: Blei als unedles Metall oxidiert rasch in rote (giftige!) Mennige/Minium und kann an der Oberfläche abgezogen werden. Zuletzt bleibt das Silber als edles, nur sehr langsam oxidierendes Metall zurück – der berühmte „Silberblick“ oder das „Blicksilber“. Dieses musste vom vereidigten Silberbrenner nochmals geschmolzen und das restliche, noch enthaltene Blei extrahiert werden, bevor es die notwendige Reinheit zur Münzprägung bekommen hat.