Über den Stollen

Der Martinhüttstollen wurde auf 610 m ü.A. aufgeschlagen und war neben dem noch tiefer liegenden Sigmund-Erbstollen die wichtigste Grube am Falkenstein.

Sein Mundloch liegt am Fuß der Halde des Wolfgangstollen und soll durch dieses Bauwerk nachempfunden werden. Er erreichte laut Falkensteiner Hauptkarte bereits bei Meter 470 den erzführenden Schwazer Dolomit und ist die einzige Grube des Falkenstein, von der in allen Teilrevieren Erze gebaut wurden. Von Westen nach Osten sind dies: Altes Schachtrevier, Kienbergrevier, Altes Krummörterrevier, Neues Krummörterrevier und Rinnerrevier. Vom Mundloch bis zum tiefsten Ort im Rinnerrevier waren es aufgrund des sehr verwinkelten Stollenverlaufs laut Grubenkarten gut 3 km!

Vom Martinhüttstollen aus hat man schon rasch einen Tiefbau vorgetrieben, der zumindest 75 m tief, also bis 25 Meter unterhalb der Sohle des später vorgetriebenen Sigmund-Erbstollen, gereicht hat.

Die auf Höhe Martinhütt und darüber sehr reich gebauten Rinnervererzungen im Osten des Falkenstein wurden um 1900 vom Wilhelm-Erbstollen um 50 Meter unterfahren, eine Fortsetzung diese Erze nach der Tiefe aber nicht gefunden. 

Das in den Unterstollen geleitete Wasser des Rinnwerks wurde von der Magdalenagrube über eine eigens dafür geschlagene, 370 Meter lange Strecke zum Martinhüttstollen geleitet, dieser gequert und über alte Abbaue und Strecken zur Wasserkunst hinuntergeleitet.

Zwischen dem Martinhüttstollen und dem 50 Meter tiefer liegenden Sigmund-Erbstollen wurde eine  eigene Fördersohle aufgefahren, der Firstenlauf, auch als Fürstenlauf bezeichnet.

Das Schwazer Silber und die Politik

Über den genauen Beginn des Bergbaus liegen keine Urkunden vor – allerdings heisst es bereits im Jahr 1420, dass „von Böhmen, Sachsen und anderen deutschen Landen“ sehr viel Bergvolk nach Schwaz gekommen ist, um hier Bergbau zu betreiben.

Es wird also zu Beginn ein ziemlich chaotisches Arbeiten gewesen sein, wobei jeder – anfangs wahrscheinlich noch als Freigrübler – auf seinem „Erzgang“ gearbeitet hat.

Da sich die Vererzung als besonders reich und nach der Tiefe nicht abnehmend gezeigt hat, kam es schon bald zu Missständen, die der dem Bergbau sehr gewogene Landesherr Herzog Friedrich IV. („mit der leeren Tasche“, 1382-1439, die allerdings sehr gut mit Geld gefüllt war) 1427 mit der Schwazer Bergordnung, die auf jener von Gossensass aufbaut, vorerst behoben hat.

Sie sah bereits die Selbstverwaltung der Bergwerke und ihre Unabhängigkeit vom Landrichter vor und verordnete die Zusammensetzung des Berggerichts aus dem Bergrichter und den Geschworenen.

Sein Sohn, Herzog Sigmund („der Münzreiche“, 1427-1496, weniger sparsam und eher Schulden aufnehmend) reformierte das Geldwesen grundlegend. Aus dem Schwazer Silber ließ er in Hall -wohin man 1477 die Meraner Münzpräge verlegt hatte -1486 Silbermünzen (Guldiner) im Wert von 1:12 der bisherigen Golddukaten prägen.

1456 lieh sich der stets geldbedürftige Erzherzog Sigmund bei der Handelsgesellschaft Meuting in Augsburg die gewaltige Summe von 40.000 Gulden. Die Rückzahlung wurde in Schwazer Silber festgelegt, das heißt, Meuting kaufte das gesamte, von den Gewerken in Hall abgelieferte Silber und verkaufte es entsprechend gewinnbringend auf dem freien Markt.

1490 erzwangen die Tiroler Stände aufgrund der allzu lockeren Geldpolitik des Landesfürsten den Rücktritt von Herzog Sigmund zugunsten König Maximilian I. (1459-1519).

In seinen vielen Kriegen gegen Frankreich, Ungarn und Venedig baute auch König Maximilian I. – ab 1508 Kaiser – auf das Schwazer Silber; nicht nur wenn es um die Bezahlung der Söldner ging.

Mit dem Silber aus Schwaz – vorfinanziert durch die Fugger – wurden die sieben Kurfürsten bestochen. Sie wählten demzufolge den Habsburger Karl V., den Enkel von Maximilian I., zum König

des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“.

Minerale im Schwazer Dolomit

Den Insidern ist die große Zahl an Mineralen aus den Bergbauen zwischen Pill und Wörgl ein Begriff. M. Brewel hat ab 1997 im Auftrag des Schaubergwerks Schwaz in ihrer Arbeit 128 eigenständige Minerale bestimmen können, zwischenzeitlich hat sich diese Zahl noch erhöht, wobei viele dieser nur sehr klein ausgebildet sind (Micromounts) und nur unter dem Mikroskop zu bestimmen sind.

Woher kommt diese große Zahl an Mineralen?

Primär tritt hier neben dem Dolomit (Schwazer Dolomit) besonders gemeinsam mit den Fahlerzen reichlich Quarz auf, selten in der Form kleiner Bergkristalle. Primär einziges Erzmineral ist das Fahlerz. Pyrit (Eisenkies) findet sich immer wieder.

Kommt nun, wie bereits erwähnt, sauerstoffreiches Bergwasser mit dem Fahlerz in Berührung, so setzt die Oxidation dieses ein, wobei die vielen in diesem Erzmineral enthaltenen Metalle freigesetzt werden und mit dem Sauerstoff, dem Wasser, der Kohlensäure und mehr eine neue Bindung eingehen. Dadurch können auch chemisch kompliziert aufgebaute seltene Minerale entstehen. Am bekanntesten sind der grüne Malachit und die blaue Kupferlasur (Azurit), wobei es aber noch zahlreiche andere Minerale in diesen Farben gibt.

Auch muss „grün“ nicht immer heissen, dass es sich um ein Kupfermineral handelt.

Ein spezielles, sehr schönes Mineral sei als Vertreter genannt, der meist blaugrüne Tirolit der nach unserem Land benannt ist. Ein Kupferarsenat, das gerne blättrig-strahlig kristallisiert. 

Das Lasursteinregal

Darunter versteht man das Recht, Lasursteine – das sind Azurit und Malachit – zu bauen und zu verkaufen.

Ein Privileg, das dem Landesfürsten vorbehalten war und das Sigmund der Münzreiche behalten durfte, nachdem er von König Maximilian I. abgesetzt worden war.

Diese Lasursteine waren einst häufig und in größeren Stücken zu finden, da man damals in der Oxidationszone abbaute. Besonders begehrt war der immer wieder tiefblaue Azurit.

Mit ihm als Pigment wurden zahlreiche, auch außeralpine Kirchenapsiden blau – azurblauer Himmel – gemalt. Malachit fand in der keramischen Industrie reichlich Verwendung.

Münze – Schwazer Bergbuch 1556
Azurit (blau) – Malachit (grün)