Allgemeines

Bereits beim Heraufwandern durch den wasserdurchflossenen Graben müsste die linke (rechtsufrige) Flanke aufgefallen sein: Zuerst recht steil und mit 37° ansteigend geht die gleichmäßig geneigte Böschung in eine etwa horizontale, etwas unruhige Verebnung über. Dies ist die typische Form einer Taubhalde (auch als Bergehalde bezeichnet; Berge = taubes Gestein), der Deponie aus einem Stollen, im gegenständlichen Fall aus dem Wolfgangstollen, der bis unterhalb des Eiblschrofen hinein abgebaut hat. Er hat aber schon relativ früh seine Bedeutung verloren.

Wer beim Hergehen den Boden beachtete, wird feine, hellgraue Sande gesehen haben – Pochsande (Details siehe Station 6). Sehr wahrscheinlich hat man hier an dem Gerinne des Wachterbachls einen kleinen Speicherteich angelegt und über diesen ein kleines Pochwerk betrieben.

Bergbautechnik

Der Bergbau hat normalerweise dort begonnen, wo man das Erz an der Oberfläche gesehen hat. Man ist ihm „nachgegangen“ und somit in die Tiefe gefolgt.  Dies brachte schon bald schwere, zusätzliche Arbeit, da man die Erze und zum Teil auch das taube Gestein sowie vielfach auch das zusitzende Bergwasser nach oben, an die Oberfläche, transportieren musste.

Zudem wurde mit zunehmender Entfernung vom Stolleneingang die Qualität der Luft, der Bergmann spricht vom „Wetter“, immer schlechter: Weniger Sauerstoff, zunehmend Kohlendioxid.

Die Lösung hieß:  Vortrieb eines tiefer darunter gelegenen Stollens, eines „Unterbaus“. Dieser wurde leicht ansteigend vorgetrieben, damit die zusitzenden Wässer  von alleine (gravitativ) an die Oberfläche rinnen und der leere Hunt bergauf, der volle, weit schwerere  auf fallendem Gleis (= Gestänge) an den Tag geschoben werden konnte. Damit konnte, sobald zum höheren Stollen eine Verbindung („Öffnung“) hergestellt war,  das dort angesammelte Wasser abrinnen sowie die Erze und Berge wesentlich leichter abtransportiert (ausgefördert) werden.

Diese Verbindung der Gruben brachte aber noch einen bedeutenden Vorteil. Während die Temperatur im Berg, hier am Falkenstein je nach Tiefe im Berg ganzjährig stabil zwischen 8° und 13°C liegt, schwankt die Lufttemperatur an der Erdoberfläche. Daraus folgt, dass zum Beispiel an warmen Sommertagen mit Temperaturen über 13°C die warme Luft in den oberen Stollen hineingelangt, sich dort abkühlt – also schwerer wird – und somit absinkt. Sie tritt beim unteren Stollen als „kalte“ Luft aus. Der Bergmann spricht von einem „Sommerwetter“. Liegt die Temperatur im Freien unter 8°C, kommt es zum gegenläufigen Effekt („Winterwetter“). Mit zunehmendem Temperaturunterschied vergrößert sich auch die Geschwindigkeit des natürlich bewegten Luftstroms.

Um alle diese Vorteile nutzen zu können, wurde, wenn man sah, dass die Erze nach der Tiefe anhalten, somit jeweils unterhalb ein neuer Stollen vorgetrieben, der natürlich eine größere Länge aufweisen musste, um die Vererzungen zu erreichen. Somit entstanden am zentralen Falkenstein vier Reihen von untereinander liegenden Stollen. Hier sind es: Als höchster Einbau das Blaugrübl, darunter die Grube Magdalena, der Katharinastollen (auch Kreuzbrünnlstollen genannt), Antoniastollen, Wolfgangstollen, Martinhüttstollen (siehe Station 10) und zuunterst der Sigmund-Erbstollen, das heutige Besucherbergwerk.

Musste ein Stollen tiefer in den Berg getriebenen werden und es konnte noch keine Verbindung zu einer anderen Grube hergestellt werden, baute man in dafür geschaffenen Nischen große Blasbälge („Föcher“) ein, wobei man meistens in der Decke (Firste) des Stollens einen Luftkanal (Firstlutte)

einbaute, über die man von Focher zu Focher das frische Wetter an den Arbeitsplatz (das Ort) blasen konnte. Die Pumparbeit wurde von den Focherbuben geleistet, manchmal auch von einem  Wasserrad.

Die natürliche Wetterführung verlief immer am kürzesten Weg durch das Grubengebäude. Um die gute Luft auch in tiefere Grubenteile zu bekommen, wurden Luftschleusen (Wettertüren) eingebaut, um die Luft zu zwingen, einen „Umweg“ zu machen.

Geologie

Die Alpen sind, was die heutigen geologischen Verhältnisse betrifft, ein Produkt des Aufprallens des Afrikanischen Kontinents (Apulische Platte) auf den europäischen Kontinent in der Zeit der Kreide und des Tertiärs, beginnend vor etwa 130 Millionen Jahren.

Dabei sind alle hier um Schwaz auftretenden Gesteine einst am Nordrand Afrikas entstanden. Auf ihrem Weg nach Norden wurden dabei mächtige, kilometerdicke Gesteinsbereiche, vom Untergrund losgelöst (man bezeichnet sie als Decken) und auf bzw. über andere Gesteinspakete geschoben.

Die Gesteine am Falkenstein und Ringenwechsel gehören dabei der obersten Einheit, dem Oberostalpin an, wobei die Gesteinsabfolge, die den älteren Anteil ausmacht – der älter als 250 Millionen Jahre ist – als Nördliche Grauwackenzone bezeichnet wird. Im obersten (jüngsten) Abschnitt dieser mehrere Kilometer mächtigen Gesteinsabfolge ist es vor fast 400 Millionen Jahren am Beginn des Systems des Devon nach einer erneuten Überflutung dieses Bereiches, im flachen Wasser, zur Bildung von Riffen gekommen. Die Basis des späteren Schwazer Dolomit. Schon bald bildete sich eine seichte Lagune, in der sich dann gut gebankte, bis mindestens 600 Meter mächtige karbonatische Schlämme bildeten und nachfolgend verfestigen konnten.

Als etwa die Hälfte des Gesteins abgelagert war, kam es zum Aufsteigen von heissen, metallreichen Wässern aus der Tiefe (Hydrothermen), wobei die vorhandenen Risse und Spalten guten Platz für das Ausfallen der Erze boten, was vorwiegend im Bereich des Falkenstein der Fall war.

Ein Teil dieser heissen Wässer trat am Meeresboden aus („black smoker“) und die enthaltenen Metalle reicherten sich im Bodenschlamm an. Derartige Vererzungen finden sich reichlich am Ringenwechsel.

Durch die beiden nachfolgenden Gebirgsbildungen wurde dieser Altbestand immer wieder verändert (remobilisiert).

Nach einem Herausheben des Schwazer Dolomit zur Zeit des Karbon beginnt nach einer entsprechenden „Schichtlücke“ die Ablagerung der Gesteine der Nördlichen Kalkalpen (z.B. Karwendelgebirge, Rofangebirge).

Wetterzyklen – Winter / Sommer
Focher – Schwazer Bergbuch 1554 (Bochum, 2006)