Geschichtliches

Das Jahrzehnt von 1490 bis 1500 brachte am Falkenstein, sofern die Ausbeutezahlen richtig sind, eine Steigerung der Produktion auf insgesamt 129.000 kg Silber. Die Erfahrung spricht aber für eine noch größere Ausbeute. Dies entspricht einer Menge von über 10 Millionen kg Kupfer beziehungsweise – eine nicht nur für den Laien schwer vorstellbare Menge, die wir uns veranschaulichen können, wenn wir uns diese Kupfermenge in der Form eines Würfels vorstellen. Der des Kupfers hätte eine Kantenlänge von 10,4 Metern, der des Silbers eine von 2,3 Metern.

In den Lagerstätten im Schwazer Dolomit kommt nur ein einziges Erz vor, das Fahlerz.

Derbes (reines) Fahlerz soll angeblich bis zu einer Mächtigkeit von maximal 50 cm vorgekommen sein – der Traum des damaligen Bergmanns! Meist aber war es mit dem Muttergestein, dem devonischen Schwazer  Dolomit „verwachsen“. Es war also unbedingt notwendig, ein Fahlerzkonzentrat herzustellen, da die Hüttenwerke nur reine Fahlerze verarbeiten konnten.

Die nachfolgend beschriebenen Poch- und Waschwerke benötigten Aufschlagswasser für die Wasserräder des mechanischen Antriebs, konnten also prinzipiell nur an Wasserläufen wie etwa dem ab 1555 errichteten Rinnwerk betrieben werden. Wie die Schreiben von Erasmus Reislander belegen, wurden die ersten derartigen Anlagen nicht vor 1565 errichtet.

Die damalige Aufbereitungstechnik

Das Anreichern der Erze, darunter versteht man das Gesteinsstück, das aus dem Erzmineral wie auch dem Muttergestein besteht, wurde – so möglich – bereits im Erzabbau vom tauben, erzfreien Dolomitgestein durch das Zerschlagen und händischen Ausklauben vorsepariert.

Die tauben Blöcke wurden im Abbau gelagert („versetzt“). Vor den etwas bedeutenderen Stollen standen Scheidstuben, Hütten in denen mit dem Pocheisen vom Scheider auf einem Scheidstein die Erzstücke aus der Grube möglichst so weit zerkleinert wurden, dass ausklaubbare Fahlerzstückchen entstanden.

Das Gut wurde auf die nahe Klaubtafel (Klaubtisch) gebracht wo meistens Frauen die reinen Erzmineralstückchen herausklaubten, die dann im Erzhof zwischengelagert wurden. Nicht mehr klaubbares (zu kleines) Gut, der Fürschlag, wurde auf der Scheidehalde deponiert. Das reine Fahlerz wurde dann zu Tal transportiert (siehe Station 9, „Sackzugbahn“).

Feinverteilte („disseminierte“) Vererzungsbereiche wurden anfangs schon gar nicht abgebaut.

Die große Neuerung brachten die Poch- und Waschwerke, da man nun auch die einst stehen gelassenen wie auch auf der Scheidehalde deponierten Erze verarbeiten und damit, wenngleich nicht so gewinnbringend, verwohlfeilern konnte. 

Das nicht mehr gewinnbringend klaubbare Gut wurde im Pocher etwa auf Sandgröße zerkleinert (zerstampft). Es wurde in eine mit schlagfesten Steinen oder Eisenplatten ausgelegte Mulde gegeben, auf die man aus einer Höhe von 40 bis 70 Zentimeter mit einem eisernen „Schuh“ versehene, in einer Führung gleitende, Balken  herabfallen lässt, die über einen Wellbaum mit den Daumen emporgehoben wurden.

Der Wellbaum wurde durch ein meist oberschlächtig betriebenes Wasserrad in Drehung versetzt. Die älteren Pochwerke arbeiteten „trocken“, dann wurde Wasser zugeleitet, das den entstandenen Erzsand zum Waschwerk transportierte.

Hier stand meist ein geneigter „Herd“, ein großer, wasserüberflossener „Tisch“ auf dem der Erzsand (zum Beispiel) mittels Besen hin und her bewegt wurde. Das darüberfließende Wasser schwemmte die leichteren Dolomitgesteinskörnchen auf der etwas schrägen Fläche davon während die schwereren Fahlerzkörnchen liegen blieben und vom Herd genommen werden konnten.

Der nun ziemlich taube Sand, Pochsand genannt, wurde auf Halde gestürzt, auf die Pochsandhalde. Am Falkenstein findet man noch 4 große derartige Halden beim Neujahrstollen, vor dem

Nikolausstollen, zwischen Nikolausstollen und Unterstollen sowie vor dem Sigmund-Erbstollen.   

Für die Pocherze wurden die niedersten Preise gezahlt.

Achtung: Unabhängig von den Pochwerken ist in den bestehenden Scheidstuben vor den Stolleneingängen unvermindert weiter händisch aufbereitet worden, um bessere Verkaufspreise erzielen zu können.

Alle Erzkonzentrate wurden in speziellen Erzhöfen zwischengelagert, massiven Bauwerken ohne Fenster und mit nur einer Zugangstüre. Der Grund dafür war die Sicherheit vor Einbrüchen und Erzdiebstahl.  Innerhalb des Gebäudes waren normalerweise vier „Kammern“ in denen die definierten Erzkonzentrate je nach Korngröße gelagert wurden. Der Stuef, größere, reine Fahlerzstücke, die am wertvollsten waren, dann kam mit der Klassifizierung „grob“ die nächst kleinere Fraktion. Ihr folgten „Kern“ und „Schlamm“, was dem Pochsand entspricht (es gab auch andere Bezeichnungen). Von diesen Konzentraten bekam der Landesfürst als oberster Bergherr jeden 10. Kübel (also 10%, ohne Arbeit und Risiko), es war die Fron(abgabe). Diese Fahlerze wurden in den landesfürstlichen Hüttenwerken geschmolzen. Zudem wurden die Erze von einem Beamten beprobt und der Silbergehalt bestimmt. Abhängig von diesem wurde festgelegt, ob man den schweren (hohen) Wechsel zu zahlen habe oder den ringen (geringen) Wechsel – die Silbersteuer.

Nachdem der Gewerke diese Abgaben entrichtet hatte, wurden die Erzkonzentrate für den Verkauf freigegeben. Die Erzkäufer und -händler transportierten daraufhin dieses Gut zu den jeweiligen Hüttenwerken, teils mit Karren, teils auf dem Inn.

Geologische Bemerkung

Als Scheidsteine fanden fast nur sogenannte erratische (= „verirrte“) Blöcke Verwendung. Es handelt sich bei diesen um beim Rückzug der Gletscher zurückgelassene Blöcke aus Gneisen (Kellerjochgneise, Gneise aus den Zentralalpen) sowie dunkelgrüne Hornblendegneise.

Scheidsteine aus Schwazer Dolomit haben der Belastung nicht standgehalten.

Klaubbuben (Erzsortierer) – Schwazer Bergbuch 1554 (Bochum, 2006)
Kram – Schwazer Bergbuch 1554 (Bochum, 2006)