Geschichtliches

Bereits im früheren 20. Jahrhundert wurden immer wieder Vermutungen laut, der Schwazer Bergbau sei älter als das Ereignis mit dem Koglmooser Stier (1409). Das Freilegen eines Urnengrabs im Osten von Schwaz in St. Martin (1904) brachte Keramik an den  Tag, die auf etwa   1000 vor Christus datiert wurde. Auch aufgrund anderer Funde und Überlegungen vermutete man einen vorgeschichtlichen Bergbau im Raum Schwaz. 

Seitens der Montanarchäologie wurde aber aus dem Spurenelementspektrum der damals gefundenen Bronzen im Vergleich mit jenen der Kupfererze Tirols bewiesen, dass in  urgeschichtlicher Zeit der Bergmann nur Kupferkieslagerstätten suchte und abbaute, während man die Fahlerzanreicherungen ignorierte. Bereits zu dieser Zeit hätte man erkennen müssen, dass ein bedeutender Teil der damals untersuchten Kupfer- und Bronzeartefakte (-funde) einen hohen Anteil an Silber zeigt, der sich wohl in den Fahlerzen aber nicht im Kupferkies (Chalkopyrit) findet.

1975 hat P. Gstrein im Revier Burgstall (westlichstes Teilrevier des Ringenwechsel) auf 1300 m ü.A. im „Ivanuslauf“, einem reinen Fahlerzbergbau, urnenfelderzeitliche Keramik gefunden und damit einen sicheren Hinweis auf den urgeschichtlichen Fahlerzbergbau geliefert. Weitere Funde gelangen ihm 1992 gemeinsam mit R. Krauß (Projekt des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck unter K. Spindler) am Eiblschrofen beim Freilegen einer Feuersetzung in der „Geophonkaverne“ über die Datierung der Holzkohlen sowie der Keramikfunde (1250 v.Chr.).

Andere Untersuchungen (B. Rieser, H. Schrattenthaler, 2002) brachten typisches urgeschichtliches Bergbaugerät wie Scheidsteine, Reibplatten, Klopfsteine und Rillenschlägel zum Vorschein.

Archäologen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Innsbruck (G. Goldenberg, M. Staudt et al.) untersuchten im Jahr 2007 feuergesetzte Abbaue im Maukengraben (Gemeinde Radfeld, bei Rattenberg) sowie die Überreste einer vorgeschichtlichen Erzwaschanlage im nahen Schwarzenbergmoos (Gemeinde Brixlegg). Radiokarbondaten in Verbindung mit dendrochronologischen Analysen (Jahrringanalysen) an Hölzern ergaben eine Datierung in die Spätbronzezeit (855-707 v.Chr.).

Die ältesten Hinweise auf eine prähistorische Kupferverhüttung in diesem Raum fanden jedoch Archäologen (R. Krauss & M. Huijsman) in Brixlegg am Mariahilfbergl: Neben Steingeräten wie Pfeilspitzen, Kratzer und Klingen entdeckten sie auch Kupferartefakte (Schmuck) sowie Kupferschlacken aus der Jungsteinzeit. Die Radiokarbonuntersuchung bewies eine Verwendungszeit um 4.400 v. Chr.

Auch aufgrund weiterer Geländebefunde erscheint die Behauptung, bei den Fahlerzbergbauen im Raum Schwaz-Wörgl handle es sich um den größten prähistorischen Fahlerzbergbau Europas, gerechtfertigt. 

Bemerkungen wie jene, dass der Großteil der spätmittelalterlichen Stollen und Abbaue (nicht nur) am Falkenstein mittels Feuersetzung geschaffen wurden, ist, wie die entsprechenden Grubenbefahrungen gezeigt haben, unrichtig.

Der prähistorische Bergmann hat vom Tag weg bis maximal 50 Meter weit in den Berg hinein und zum Teil bis zu 30 Meter in die Tiefe mittels dieser Vortriebs- und Abbautechnik gearbeitet.

Dann setzt vielfach die spätmittelalterliche Technik mittels Schlägel und Eisen (Schrämmarbeit) ein.

Sehr selten und kleinräumig sind in unserem Land feuergesetzte Vortriebe, die aber wahrscheinlich auf die Zeit vor 1400 n.Chr. anzusetzen sind.

Zum Beispiel war aber im Sächsischen Erzgebirge diese Technik noch bis in das späte 19. Jahrhundert durchwegs in Verwendung, In den Alpen – etwa im Bergbau Altenberg im Lungau – noch im 18. Jahrhundert, was aber gesteinsbedingt ist.

Bergbautechnik

Die Feuersetztechnik nutzt die unterschiedliche Ausdehnung der Minerale untereinander aber auch jene von einzelnen (anisotropen) Mineralkörnern. Unbedingt war es notwendig, möglichst nahe der hereinzugewinnenden Felspartie ein rasch abbrennendes Holzfeuer zu entfachen. Denn nur wenn der Fels rasch erhitzt wurde, konnten im Gestein die notwendigen mechanischen Spannungen erzeugt werden, die zu einem Herabfallen bzw. Loslösen von Gesteinsstücken führten. Die vielfach zu findende Darstellung, dass ein Bergmann durch das Übergießen des heißen Gesteins, also ein „Abschrecken“ desselbigen, größere Gesteinsmengen lockern konnte, ist unrichtig.

Abgesehen von den sehr hohen Temperaturen und dem Sauerstoffmangel bzw. die reichlich vorhandenen Verbrennungsgase („Rauchgasvergiftung“!) ist eine Wirkung minimal, da die beim Aufheizen entstandenen Risse im Fels nun als thermische Brücken fungierten. Wohl aber hat man, wenn das Ort ausreichend abgekühlt und frische Luft zugeströmt waren, mit Schlägeln (→ Rillenschlägelfunde) die noch lockeren Gesteinspartien heruntergeschlagen (abgelautet), bevor der nächste Brand vorbereitet wurde.

Die Dicke der auf diese Weise hereingewonnenen Lage war abhängig von der Art des Gesteins und der Güte des Brandes. Laut alten Berichten ist von 10 bis 30 Zentimetern auszugehen.

Da sich die Hitze kugelförmig ausbreitet, erkennt man Feuersetzungen sehr leicht an den recht glatten Formen mit konkaver kugeliger Form – so manche Feuersetzung wurde einst als vom fließenden Wasser (Bach) herausgewaschen gedeutet.

Petrographie (= Gesteinskunde)

Für die Feuersetzung besonders gut geeignet sind zum Beispiel Granite aber auch quarzreiche Gneise, wobei sich hier die Quarz- und die Feldspatkörner unterschiedlich ausdehnen (z.B. Sächsisches Erzgebirge).

Beim Schwazer Dolomit dehnen sich die Dolomitkörnchen je nach Richtung im Kristall unterschiedlich aus, sodass sich dadurch die gewünschten Spannungen im Gestein aufbauen. Die Anwesenheit von Fahlerzen erleichterte die Feuersetzung.   

Geophonkaverne – Feuersetzung
Revier Burgstall – Verrußung aus Feuersetzung (ca. 850 v. Chr.)