Über den Stollen
Der alte Name dieser Grube war „St. Georg Tiefenstollen“, später wurde er als Unterstollen (in Anlehnung an den oberhalb vorgetriebenen Oberstollen, Station 4) bezeichnet.
Dass Stollennamen nicht immer gleichbleiben, kann mehrfach beobachtet werden, besonders, wenn ein neuer Gewerke die Grube übernimmt und somit den Namen ändert. So hat dieser Stollen bei Insidern noch einen weiteren Namen: Ohnesorgestollen. Ohnesorge war ein äußerst fähiger Betriebsleiter des Schwazer Bergbaus, der in dieser Grube freiwillig aus dem Leben geschieden ist.
Der Unterstollen baute im gleichen Gebiet wie der Oberstollen, nämlich im Kienbergrevier. Wichtige Abbaue waren die Lederstubenzeche und die möglicherweise noch zugängliche Silberbergerzeche. Sie gehörten zum Vererzungssystem der „Flachen Zechen“ zwischen dem Martinhüttstollen (Station 10) und dem Oberstollen (Station 4). Sie galten als die erzreichsten am Falkenstein und wurden „durch und durch edel gebaut“. Die Abbauflächen liegen hier horizontal oder sind nur wenig geneigt.
Über die Bergleut‘
Laut alter Aufzeichnungen waren im Unterstollen tätig:
- 262 Hauer, also Arbeiter im Stollenvortrieb und Erzabbau
- 4 Hutleute, entsprechen heute dem Steiger, Aufsichtspersonen
- 2 Grubenschreiber (sie arbeiteten in der Schreibstube des Berghauses beim Mundloch, Dokumentation der Arbeitszeiten für die Abrechnung, Materialbewegungen und mehr)
- 14 Grubenzimmerer (für den Bau und Erhalt der hölzernen Gesteinsabstützungen, Zimmerungen)
- 4 Grubenhüter („Aufpasser“), besonders an Tagen an denen nicht gearbeitet wurde
- 4 Schmiede zum Schärfen des stumpf gewordenen Werkzeugs (= Gezähe) und andere Arbeiten, fast die wichtigsten Personen am Berg
- 77 Knechte, die für die unterschiedlichsten Arbeiten im Berg herangezogen wurden
- 49 Buben, die die Arbeitsorte zu reinigen hatten (Säuberbuben), Betreiben von Blasbälgen (Föchern), Ausklauben von Erzen usw. sowie letztendlich
- 159 Haldenscheider, die die versehentlich auf die Halden geworfenen Erze sammelten (kutteten) und wieder in den Aufbereitungsprozess einbrachten
Eine derart hohe Zahl an Männern für diese Arbeit ist unverständlich, da sie sich auf der Halde „im Weg“ gestanden wären.
Wahrscheinlich absichtlich hat man die Zahl der Frauen verschwiegen, die normalerweise an den Klaubtischen und in der Erzwäsche arbeiteten.
Bei reichen Bergbauen waren die Gehälter für die Arbeiter überdurchschnittlich hoch und es wurde behauptet, dass ein Häuer, der sparsam lebte, sich nach 7 Jahren ein Bauernhöfl kaufen konnte …
Abgerechnet und ausgezahlt wurde wöchentlich. So erhielten in der Mitte des 16. Jahrhunderts:
- ein Hutmann 1 Gulden und 15 Kreuzer,
- ein Herrenhäuer 1 Gulden
- ein Grubenschreiber 56 Kreuzer
- ein Grubenhüter 42 Kreuzer
- ein Truhenläufer 32 Kreuzer
- ein Säuberbub 24 Kreuzer
Die Schwazer Bergleute besassen aber auch besondere Privilegien, um sie bei Laune zu halten: Sie waren freie Leute, denen das Tragen von Waffen erlaubt war. Sie hatten die niedere Jagd frei, das
Vorkaufsrecht am Markt sowie eine eigene Gerichtsbarkeit – den Bergrichter, dieser war der ranghöchste in Tirol.
Die Blutsgerichtsbarkeit ist in Schwaz allerdings dem Landrichter vorbehalten geblieben. Dazu noch die Steuerfreiheit seit Maximilian I.
Schwaz hatte damals, im Gegensatz zu heute, zahlreiche Gasthäuser, die den Bergleuten vertraute Heimstätten waren. Somit blieb auch die Bekämpfung des übermäßigen Trinkens, Fluchens und der zahlreichen Raufhändel ohne Erfolg. Die vielen Messerstechereien wie auch Leberzirrhosen wirkten sich entsprechend negativ auf die Lebenserwartung aus. Diese war bei einer vernünftigen Lebensweise nämlich zumindest gleich wie bei der ländlichen Arbeit, teilweise sogar höher.
Ein Wochenbeitrag von einem Kreuzer sicherte allen Invaliden, Kranken und alten Bergarbeitern ärztliche Hilfe und bei Bedarf Spitalsversorgung im eigenen Knappenspital, dem Bruderhaus, sowie ein rechtes Begräbnis mit Totenmesse.
Der Bergmann und die Religion
Bergleute waren schon von jeher „wilde Gesellen“, den Landsknechten nicht unähnlich. Sie wussten nie, ob sie nach der nächsten Schicht wieder gesund an den Tag kamen. Besonders in großen Abbaugebieten prägte dies ihren Charakter. „Wein, Weib und Gesang“ war nur zu oft der Lebensinhalt. Andererseits waren sie sich ihrer Gefahren bewusst – und somit aber auch sehr gottesgläubig.
Und sie hatten ihre besonderen Heiligen wie die hl. Anna und die hl. Barbara.
Von der Religion als solcher haben sie nicht allzuviel gehalten, weshalb ein Überwechseln in den Protestantismus für sie problemlos war – gab es für sie doch immer noch den gleichen Gott.
Allerdings blieben in ihrem eigenen Glauben die Heiligen weiterhin ihre besonderen Beschützer und Ratgeber.
Geologie – Lagerstättenkunde: Wie hat man im Gelände Erze gefunden?
Die Erzsucher – heute würden wir von Prospektoren sprechen – waren eine eigene, speziell ausgebildete Gruppe unter jenen, die sich mit dem Bergbau befassten.
Dies wird bereits durch ihre speziellen Heiligen Daniel und Antonius unterstrichen. Danielstollen finden sich gerne dort wo dann das erste Erz gefunden wurde, Anton(i)stollen tief drunten, wo man in der „unberührten“ Tiefe des Berges auf reiche Erzfunde hoffte.
Dabei kamen unterschiedlichste Verfahren zur Anwendung, die untereinander immer wieder „vernetzt“ sind.
Die Lesesteinkartierung:
Der Erzsucher schaute sich im Tal herunten (z.B. Inntal, Fächer des Bucher Bach) den Schuttkegel eines vom Gebirge kommenden Bachs an. Wenn sich hier erzverdächtige Steine fanden, folgte er dem Bachlauf so lange bergauf, bis dieses Gestein (Mineral) nicht mehr zu finden war, womit die Obergrenze des Verdachtsgebietes gefunden war. Quellaustritte wurden bezüglich Wärme, Geruch und Geschmack getestet, auch, ob es zum Ausfällen spezieller Minerale kommt.
Es gibt einige Pflanzen, die nur auf gewissen Gesteinen (abhängig von der chemischen Zusammensetzung) gedeihen. Auch solche, die auf Schwermetalle im Untergrund reagieren.
Auch das Wachstum eines Baumes kann hilfreich sein, ebenso wie besondere Pflanzenassoziationen.
Geruchsbildungen (etwa schwefelig) oder Ausaperungsmuster beim ersten Schneefall können helfen (Oxidationswärme aus der Tiefe).
Besonders wichtig für die Walen /Venediger(mannln) war die Anwendung der heute noch immer von der Wissenschaft abgelehnten Limonitdiagnostik wie auch der häufig (und erfolgreich) benutzten Radiästhesie (Arbeiten mit Rute und Pendel).