Chronik:

1500 – 1509 von den Bergherren Hans und Jörg Stöckl als Sitz ihrer Familie und als Wohnpalast erbaut.
1563 Verkauf an den Tiroler Landesfürsten. Es wird Sitz der obersten staatlichen Bergbehörde, des Faktoramtes, auch österreichischer Handel genannt, bestimmte.
13. September 1632 der Tiroler Landesfürst Leopold V. stirbt im Handelshaus. Die „Große Glocke“ läutet eine Stunde und Schwazer Bergknappen begleiten den Leichnam bis Innsbruck. (Glockengussutensilien: Bierhefe, Kälberhaar, Pferdemist und Lehm!)
1752 wird das Haus an den Kaufmann Bartlme Penz verkauft.
1760 Christof Anton Mayr malt den prächtigen Fassadenschmuck und das Fresko der Marter des hl. Bartholomäus (dem Heiligen wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen).
1809 der mit Kupferplatten gedeckte Dachstuhl brennt ab.
1954 wird das Bronzestandbild des Landsknechtvaters Jörg von Freundberg gegossen und unter dem Erker aufgestellt, das Orginal wurde 1916 von Ludwig Penz in Holz geschnitten.
1942 gelangt es in den Besitz der Stadtgemeinde; Bgm. Johann Ebenbichler kauft von Kassian Greiderer das einstige Handelshaus.
1960 wurde mit der Sanierung des desolaten Gebäudes begonnen und im Jahre 1970 fand das es seine jetzige Funktion als Rathaus.

Geschichte:

Der Gebäudekomplex (Grundfläche ca. 1.300m²) besteht aus einem Haupttrakt in der Franz-Josef-Straße und einem Flügel entlang der Fuggergasse. An der Ecke gegen den Stadtplatz gibt ein Turmerker, der mit Restbeständen des Kupferdaches der Stadtpfarrkirche gedeckt ist, der ganzen Fassade den beherrschenden Akzent. Seit 1991 gibt es auch wieder eine Rathausuhr.

Der Hof zeigt in drei Stockwerken übereinander Arkadengänge auf Pfeilern aus Hagauer Marmor (Kramsach) mit seiner charakteristischen, rötlichen Färbung.

Die Fresken im Rathausgang

Auf der linken Seite Jakob Fugger von der Lilie, in den Adelsstand 1511 erhoben und 1514 zum Reichsgrafen ernannt mit dem Geldbeutel und der Geldtruhe. Die Fugger finanzierten die Weltreichpläne Kaiser Maximilians als Darlehensgeber um das Schwazer Silber. „Schwaz ist einen Geldbeutel, in den man nie umsonst greift!“, ein Ausspruch Maximilians.

Jakob Fugger über Kaiser Maximilian: “Er habe den Kaiser in seiner Tasche“.

Der Knappe an seiner- vom Betrachter aus gesehen- rechten Seite symbolisiert den Bergbau und somit die Quelle des Reichtums

Auf der rechten Seite des Sitzungssaaleinganges sind ein Schütze und dahinter das brennende Schwaz dargestellt. Er soll an den 15. Mai 1809 erinnern, einen Tag, der die Geschichte der Stadt prägte und für einen lang andauernden sozialen und wirtschaftlichen Tiefpunkt sorgte. War Schwaz im 15. Jahrhundertt. Mit ca. 20.000 Einwohnern die 2tgrößte Stadt (jedoch ohne Stadtrecht) nach Wien, so waren es 1810 nur mehr 3.900, davon nur 146 etwas vermögende. Alle anderen waren entweder Bettler, Hausarme oder kümmerlich Fortschleppende.

Die Darstellung des Ritter Jörg von Freundsberg (*24.09.1473, +20.08.1528), erinnert an die Herren von Freundsberg. welche um 1100 ihre Stammburg mit gleichen Namen (als Lehensherrn der bayerischen Grafen von Andechs) in exponierter Lage auf dem Hügel südlich von Schwaz errichteten und zum führenden Adelsgeschlecht im Unterinntal wurden. 1319 Landgericht; 1326 Wochenmarkt. Das Wappen zeigt sechs Hügel, die ihre Besitztümer symbolisch darstellen sollten – Freundsberg, Friedberg, Lichtwert, Thierberg, Matzen und (Maria) Stein.

Sitzungssaal (Hans Rosenthaler Schiebetür)

Mattglas-Schiebetür im Großen-Rathaussitzungssaal von Martha Murphy, eingeritzt von Gravurmeister Robert Moosmann. Metallrahmen Kurt Lintner; Glas/ Montage Hannes Roubin. Historische Synthese zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Kunstwerk soll nicht ablenken, sondern sich harmonisch in das Vorhandene einfügen. Einzelne Szenen dimensional verändert, ihre formale Eigenart aber bewahrt. Bewusst profane, keine religiösen Saxchen verwendet. Gedanken sollen weiterführen als nur zur Frage, wo die Gestalten der Fresken im Kreuzgang zu sehen sind.

Trauungssaal

Fresko von Carl Rieder, 1941: Die Familie als Keimzelle des Staates, ein Triptychon (griechisch, tri = drei, ptychon = Falttafel) ist ein dreigeteiltes Gemälde. Das Gestühl des Trauungssaales ist auch von Carl Rieder entworfen worden!

Hauskapelle

Ein Weihebrief ist aus dem Jahre 1509 vorhanden. Eigner Hauskaplan Mathias Triendl. Die von Wolfgang Götzinger renovierten Kreuzwegtafeln von Christoph Anton-Mayr (vermutlich aus der Tufterkapelle stammend) lagerten 40 Jahre im ehemaligen Depot im Rabalderhaus und befanden sich in einem sehr schlechten Zustand. Die Skulptur Maria mit Kind stammt ebenfalls als Dauerleihgabe vom Heimatschutz- und Museumsverein Schwaz.

Die Gewerkenwappen im 3. Stock (Plafond)

Im 3. Stock des Rathauses, am Plafond, sind die Wappen (Künstler Toni Knapp) der im „Silbernen Zeitalter“ von Schwaz tätigen, bekanntesten Gewerken, zu sehen.

In den Urkunden zuerst „Werchi“ genannt, d. h. Werker, daraus wurde das Wort Gewerken, spätere Gesamtbezeichnung Gewerkschaften. Sie waren freie Unternehmer, die auf eigenes Risiko Bergbau betrieben. Als Bergwerksverwandte unterstanden sie nicht der weltlichen, sondern der Berggerichtsbarkeit.

Bilder:

Karte: