Chronik:

1337 erste Nennung der Liebfrauenkirche.
1429 nach einem Brand wird die Liebfrauenkirche erweitert.
1432 erfolgt die Weihe der Kirche.
1460 -1478 Neubau einer großen Hallenkirche: dreischiffiges Langhaus, vierjochig, stark eingezogener Chor von drei Jochen, Nordturm zwischen Langhaus und Chor. Hans und Gilg Mitterhofer vollendeten 1478 diese Kirche. Davon sind noch das Mauerwerk des Nordchors und die Nordmauern des Langhauses erhalten.
1490 -1502 dritte Bauphase; da die Bevölkerung rasch anstieg erfolgte eine Erweiterung des vorhandenen Kirchenbaus nach Plänen des Münchner Baumeisters und Bildhauers Erasmus Grasser, Bauaufsicht Christof Reichartiger. Es entstand eine Hallenkirche mit zwei Haupt- und zwei Seitenschiffen und zwei Chören, wobei das Langhaus auf 6 Joche verlängert und eine repräsentative Westfassade geschaffen wurde.
1503 – 1518 vom Zimmermeister Thomas Schweinebacher wird der 5-geschoßige Dachstuhl aufgesetzt.
1509 – 1513 Aufbau des Turmes nach Plänen des Augsburger Turmbaumeisters Burkhart Engelbert, ausgeführt von Jakob Zwizel und Konrad Vogel.
1515 – 1520 Einbau der Westempore durch Konrad Vogel.
1645 Ernennung zur eigenen Pfarre.
Anfang 18. Jahrhundertt. neue Hauptaltäre für die zwei Chöre im Stile des Frühbarock
1728 – 1730 Barockisierung des Inneren durch Jakob Singer aus Götzens. Im 18. Jh. erfolgt auch die Ausstattung mit Barockaltären. Damals entstanden auch kleinteilige Fresken des Marienlebens vom Innsbrucker Hofmaler Franz Michael Hueber unter Mitarbeit von Johann Georg Höttinger d. J.
1787 Entfernung der gotischen Einrichtung.
1908/ 1909 Regotisierung. Dabei wurden fast alle Barockaltäre entfernt, was zur heutigen Leere des Innenraumes beiträgt. Die gotischen Gewölberippen wurden nach alten Spuren anstelle der barocken Stukkaturen wieder angebracht.

Geschichte:

Diese Kirche ist eine der wichtigsten spätgotischen Kirchenbauten Tirols und zeigt sowohl niederbayrische als auch schwäbische Einflüsse in der Architektur. Diese Einflüsse sind mit dem Bergbau verbunden.

Von der ursprünglich einzigartigen Ausstattung ist kaum etwas erhalten. Doch Einzelheiten wie das Kupferplattendach, der münsterartige Turm, die schwäbischen Altäre und Statuen des Strigelkreises und die zahlreichen Bronzegrabplatten aus Nürnberg zeugen von der durch den Bergbau geschaffenen künstlerischen Verbindungen nach Süddeutschland. Die engen Bindungen zwischen dem Bergbau und der Kunst werden vor allem auch kulturgeschichtlich durch die Stifter und die Besteller der Grabmäler deutlich.

Die Pfarrkirche hält die Erinnerung an die Weltgeltung, die das Schwazer Silber und Kupfer im 16. Jh. hatten, eindrucksvoll wach.

Der ab 1420 betriebene Bergbau auf Silber und Kupfer hatte für Schwaz einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung gebracht, der auch die soziale Struktur von Grund auf verändert. Aus einem Bauerndorf wurde ein Industriezentrum, wo die Bergknappen, Schmelzer und Gewerken (Bergwerksunternehmer) ein entscheidendes Wort mitzureden hatten. Die Bevölkerung, die um 1460 sicher schon bei 3000 Einwohnern erreicht hatte, konnte sich auch im kirchlichen Bereich nicht mehr mit dem kleinen Liebfrauenkirchlein, das für einige hundert Gläubige ausreichte, begnügen. Nach der Bergchronik wurde die alte Liebfrauenkirche nach einem Brand (1429) erweitert und 1432 neu geweiht. Diese Chronik besagt auch, dass 1460 die Grundsteinlegung zum Bau einer neuen Kirche erfolgte und dieser durch große Zuwendung der Gewerken – vor allem durch Ludwig Meutinger von Augsburg, der durch einen Darlehensvertrag mit Erzherzog Sigmund alles Schwazer Silber zu einem Vorzugspreis erhielt – gefördert wurde. Am 6. März 1465 erfolgte bereits die Weihe der noch im Rohbau befindlichen Kirche, um wieder Gottesdienst halten zu können.

Die heutige Kirche ist praktisch der Vergrößerungsbau von 1490. Das Langhaus ist in zwei Haupt- und zwei Nebenschiffe geteilt, wobei die zwei nördlichen Schiffe und der Nordchor der Bürgerschaft, die zwei südlichen und der Südchor den Bergwerksverwandten vorbehalten waren. Da hier zwei sozial völlig unterschiedliche Gruppen, wovon jede auch eine eigene Gerichtsbarkeit hatte, aufeinandertrafen, trennte bis 1858 eine Holzwand die Gläubigen der Stände nicht zuletzt, um Raufhändel und Streitigkeiten in einem Gotteshaus zu vermeiden.

Das äußere Erscheinungsbild prägen die gestuften Strebepfeiler am Langhaus, die dreikantigen Lisenen an den Chören, gemalter Maßwerkfries am Dachansatz und reiches Maßwerk in den Fenstern. An der Nordseite ein barockes Fresko des hl. Christophorus, davor ein offener gotischer Bildstock in der Friedhofsmauer mit dem Bild des Schmerzensmannes und einem aus Lilienmotiven aufgebauten Schmiedeeisengitter (um 1680).

Die Westfassade ist eine Schaufront: Fünf gestufte Strebepfeiler, zwei Fenster, zwei Portale, ein dreieckiges Giebelfeld mit 13 Lisenen, die in übereckgestellte Türmchen enden. In der Mitte des Giebels sind eine Uhr und eine Mondphasenuhr in Form einer drehbaren Weltkugel (ursprünglich von Erasmus Grasser, Uhrwerk von Wilhelm Götz aus Augsburg, 1582) eingesetzt. Der für die Westempore erst 1520 eingebaute achtseitige Treppenturm mit einer welschen Haube von 1534 stört die Symmetrie der Fassade. Als Vorbild für die Fassade diente Grasser das alte Rathaus in München.

Am Mittelpfeiler ist die Statue Maria mit dem Kind auf der Mondsichel zu sehen, wobei der Mond das Profil von Kaiser Maximilian I. tragen soll. Die Holztüren der beiden Hauptportale weisen geometrisches Astwerk und vier Löwenringriffe auf, prachtvolle Bronzegusswerke aus Nürnberg (1512).

Der Turm ist aus Quadern erbaut und trägt im obersten Geschoss eine Galerie. Darüber erhebt sich in Kupferblech ein Helm mit Laterne, der an die steinernen Turmhelme Burckhart Engelbrechts in St. Ulrich und Afra in Augsburg (nicht ausgeführt) und Bozen erinnert.

Der Dachstuhl, der dankenswerter Weise im Rahmen von geführten Stadtrundgängen besichtigt werden kann, weist – für Österreich einzigartig – fünf Geschosse auf. Er stammt vom Zimmermeister Thomas Schweinebacher (1503-1518) und trägt ein Dach aus 15.000 handgehämmerten Kupferplatten – ein Denkmal des Kupferreichtums der Stadt. Im Dachstuhl sind noch zwei große Treträder vom Kirchenbau erhalten.

Bilder:

Karte: