Chronik:

13.04.1910 Arbeitsvergabe; der Turm wird nach Plänen von Stadtbaumeister Franz Xaver Ruepp erbaut.
1911 Übersiedlung des bereits bereits 1906 von der Sterzinger Firma Klara im „Alten Kirchturm“ errichteten Glockenstuhls.
08.12.1911 erklingt erstmals vom neuen Glockenturm das Schwazer Geläute (7-stimmig).
2010 Fassadenrestaurierung durch Fa. Artess

Geschichte:

Der Bau eines neuen Glockenturms war notwendig, weil der „alte“ den Schwingungen des Geläutes nicht gewachsen war.

Peter Hörhager zitiert in seinem Buch „Türme in Schwaz“eine historische Quelle, die besagt, dass bereits 1558 festgestellt wurde, dass er schadhaft und erschüttert sei. Ausserdem hängt er einen Meter nach Norden über. Im Jahr 1904 wurde das Läuten der großen Glocken per Erlass verboten. Dies rief den Missmut der Bevölkerung hervor und es wurden in den folgenden Jahren sogar Demonstrationen mit Kuhglocken abgehalten.

1906 wurde die Fa. Klara beauftragt, einen neuen Glockenstuhl einzubauen und man erlaubte nach Fertigstellung ein „provisorisches Läuten“.

Da aber auch der neue Glockenstuhl keine Verbesserung brachte, wurde dieses am 01. April 1907 wieder eingestellt und man entschloss sich zum Bau des „Neuen Glockenturms“. Im April 1910 erfolgte dann endlich die Arbeitsvergabe und der Turm wird nach Plänen von Stadtbaumeister Franz Xaver Ruepp erbaut. Und am Tag „Maria Empfängnis“ des Jahres 1911 erklang über der Silberstadt seit langem wieder der Klang des siebenstimmigen Geläutes.

Ein spannendes Erlebnis sind die zu besonderen Anlässen stattfindenden Führungen im Glockenturm. Die 191 Stufen bis in die Türmerstube verlangen einiges an Kondition, aber der traumhafte Ausblick über die Silberstadt entschädigt alles. Wundert man sich über den bunten Anstrich der Einbaumöbel, findet man die Erklärung darin, dass Jugendliche in den 70er Jahren hier, hoch über den Dächern von Schwaz, ihr „Club“- Domizil hatten und der Mode entsprechend gestalteten- natürlich mit Erlaubnis des Dekans.

Noch ein delikates Detail zur größten Glocke, der Löfflerin – von älteren Schwazern respektlos „Schwazer Besen“ genannt: „Maximiliana heiß ich, alle Wetter weis ich, für alle Wetter bin ich gut, wenn man mich nur läuten tut!“ Diesen Spruch musste jedes Kind in Schwaz in Heimatkunde lernen, weil er auf der Großen Glocke geschrieben steht. Ein Irrtum, der sich seit ewigen Zeiten bei den Lehrern hält, denn man sucht ihn vergeblich. Stattdessen findet man aber die 61 Wappen des Habsburgerreiches zur Zeit Maximilian I. Aber die Glocke wurde und wird auch ohne Spruch bei drohenden Unwettern geläutet – und weist die Wetter übers Gebirge.

Überliefert wird die amüsante Geschichte, wie der Josef Heubacher vulgo „Weidach Seppl“ die Zwölfer-Glocke gerettet hat. Am Beginn des Ersten Weltkrieges erschien ein Trupp in Schwaz, der die Glocke abmontieren und wegtransportieren sollte. Der „Weidach Seppl“ verwickelte den Genie- Offizier vorerst einmal in ein Gespräch und lud kurz entschlossen den Offizier und die ganze Mannschaft auf seinen Hof zu Knödel mit viel Speck und ein Glas Wein, eine Seltenheit in der harten Kriegszeit, die niemand ausschlagen konnte.

In der Zwischenzeit wurde die Glocke im Auftrag des „Weidach Seppl“ von einigen wagemutigen Männern abgenommen und versteckt. Nach der Stärkung durch das vorzügliche Mittagessen ging der Trupp an seine Aufgabe. Der Seppl stand dabei auf dem Friedhof und musste mit treuherzigen Augen zusehen, wie man dem Offizier meldete, dass die besagte Glocke gar nicht vorhanden sei.

Quellen:
Stadtarchiv Schwaz; Türme in Schwaz, Schwazer Kostbarkeiten 2011; tirisdienste Tiroler Kunstkataster 2015; Glockenkunde Österreich z.V.v. Ch. Graßmayr;

Bilder:

Karte: