Chronik:
1507 | Baubeginn einer Kirche und kleinen Klosters, das sich um einen Kreuzgang gruppiert. |
1508 | Weihe der Bonaventurakapelle. |
1512 | wurde die Sieben-Schmerzen-Bruderschaft gegründet, die nicht mehr besteht. An sie erinnert die von ihr gestiftete Stuckatur an der Decke des Langhauses der Kirche (Herz, von sieben Schwertern durchbohrt). |
1512 -1526 | Entstehungszeit der Malereien im Kreuzgang. |
1515 | Weihe der fertigen Klosterkirche. |
1518 | wurde der so genannte „Dritte Orden“ gegründet, der vor allem gegen die Lehre Luthers auftrat. |
1735 | erste Renovierung der Kirche im barocken Stil: Entfernung des Lettners und der Rippengewölbe, Aufsetzen des barocken Stucks. Noch heute schienen die Spuren der gotischen Rippenführung durch; Erweiterung des „Fiegertraktes“ zur Unterbringung von Novizen |
1912 | setzte die fachgemäße Restaurierung der Kreuzgangfresken ein. Der ursprüngliche Zustand wurde wiederhergestellt, die späteren Farbauftragungen entfernt. |
1924/ 1925 | Errichtung des Studienhauses. |
1965 | Restaurierung des Chors, dabei Entfernung des klassizistischen Hochaltars. |
1982 | erfolgte die Restaurierung durch den akademischen Restaurator Mag. Wolfgang Götzinger. |
Geschichte:
Durch den Bergbausegen hatte sich die Bevölkerung stark vermehrt. Schwaz selbst war noch keine eigene Pfarre Wichtig war vor allem die ausreichende Seelsorge der Franziskanerpater.
In den ersten Jahren nach der Gründung stellten die Franziskaner in Schwaz ein Bollwerk gegen das Eindringen der Lehre Luthers dar. Pater Christoph von Baden, ehemals Univ.-Prof. in Wien, predigte in der Pfarrkirche von 1522-1527 gegen die lutherische Irrlehre mit solchem Erfolg, dass sein Wirken sogar in die Schwazer Volkssage von lutherischen Knappen, den der Teufel auf das Staner Joch vertrug, eingegangen ist. Von 1507-1580, also gerade in der härtesten Protestantenzeit, werden im Totenbuch der österreichischen Provinz die Namen von rund 30 Franziskanern angeführt, die aus Schwaz gebürtig sind. Erst 1645 erfolgte die Loslösung von der Pfarre Vomp und bis 1961 übten die Franziskaner ununterbrochen das Amt des Pfarrpredigers aus.
1507 stiftete Kaiser Maximilian I. auf Wunsch der Schwazer Bevölkerung das Franziskanerkloster. Den Grund für den Bau stellte Hans Fieger zu Friedberg kostenlos zur Verfügung. Außerdem schenkte die Gewerkenfamilie auch ihr Wohngebäude mit dem Rundturm den Franziskanern. So ist dieser Trakt, der von der Südostecke des Klosters bis etwa in die Mitte der Südseite reicht, baulich noch älter als die ältesten Teile des Klosters. Es entstand wohl ein Verbindungstrakt zwischen Kreuzgang und dem so genannten Fiegertrakt, wodurch ein weiterer Hof entstand, der vom Fiegerturm überragt wird. Noch im selben Jahr war Baubeginn für die Kirche und ein kleines Kloster, das sich um einen Kreuzgang gruppiert. Allerdings wurde durch den Pfarrer von Vomp der Klosterbau unter Androhung des Banns eingestellt. Die Franziskaner hatten verabsäumt, von der kirchlichen Oberbehörde, dem Ordinariat in Brixen, die Erlaubnis zum Bau zu erwirken. Sie hatten es nicht für notwendig befunden, da der Kaiser selbst versprochen hatte, diese Erlaubnis zu besorgen. Der Kaiser bestätigte nochmals seinen Willen zum Bau des Klosters. Als auch der Abt von St. Georgenberg einverstanden war, zog das Ordinariat in Brixen seinen Einspruch zurück. Noch im November 1507 konnte das Kloster notdürftig bezogen werden.
Im Jahre 1508 erfolgte die offiziell genehmigte Grundsteinlegung der Kirche, wobei sich die Bergwerksherren von Schwaz finanziell großzügig am Bau beteiligten. Die Bonaventurakapelle an der Ostseite des Kreuzgangs diente bis zur Vollendung der Klosterkirche den Patres als Gotteshaus, woraus auch ihre merkwürdige Form herzuleiten ist. Das Schiff ist querrechteckig und dunkel. Darüber erhebt sich in einem schönen Steinrahmen eine Empore, die den Brüdern bis 1515 zur Verrichtung des Chorgebets diente.
Die Kirche, 1515 geweiht, gehört zu den größten und schönsten spätgotischen Hallenkirche Tirols (59 m lang und 20 m breit) mit sehr ausgewogenen Raumverhältnissen. Sie ist im Stil der Bettelordenskirchen erbaut, der charakterisiert ist durch den langen, schmalen Chorraum und dem breiten dreischiffigen Langhaus. An Stelle eines Turmes zieren das Dach zwei kleine Glockentürmchen (Dachreiter). 1735 erfolgte eine bauliche Fortsetzung des Fiegertrakts. Auf Grund des starken Zustroms von Kandidaten für den Orden war es notwendig geworden, Unterkünfte für die Novizen zu schaffen
An der Außenseite befinden sich zwei Werke aus dem 19. Jh. Die Giebelfront der Kirche wird von einem überlebensgroßen Mosaik verziert, das den hl. Franziskus darstellt. Es stammt aus dem Jahre 1893 und wurde vom Innsbrucker Künstler Albert Neuhauser geschaffen.
Das Relief an der Nordfassade erinnert an den Brand von Schwaz 1809. Laut Klosterchronik sahen damals verschiedene Augenzeugen zwei Franziskaner am Dach der Kirche (in denen man den hl. Franziskus und den hl. Antonius zu erkennen glaubte), die Kirche und Kloster wunderbar vor den Flammen beschützten. Tatsächlich wurde damals ein Großteil von Schwaz ein Raub der Flammen, das Kloster und die Kirchen blieben jedoch unversehrt.
Das Kloster in Schwaz diente der Tiroler Franziskanerprovinz von Beginn an zur Ausbildung des Nachwuchses. Dafür wurde auch 1825 das Studienhaus gebaut.
Eine Besonderheit ist das Uhrwerk des Klosters, ein Meisterwerk des Franziskanerbruders Johann Kapistran Silbernagl aus den Jahren 1751-53. Es ist etwa sechs Zentner schwer, alle Teile sind mit der Hand geschmiedet. Angeschlossen sind über ein kompliziertes System von Zahnrädern und Gestängen, die im Dachboden des Klosters verlaufen, vier Ziffernblätter, die ca. 40 Meter voneinander entfernt sind. Die Uhr funktioniert auch heute noch.
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